Von Gott und der Welt
Widerstand
Das klingt naiv, nach einem weltfremden, entrückten Friedensapostel, der alles widerstandslos hinnimmt. Doch Jesus, der Sohn Gottes, war nicht naiv. Er war Realist.
Er und seine Jünger lebten in einem besetzten Land. Die römische Soldateska terrorisierte das Land und schikanierte die Bevölkerung. Zurückzuschlagen, wenn einer von einem Soldaten drangsaliert wurde, wäre der reine Selbstmord gewesen. Jesus sagte seinen Jüngern:
Die andere Backe hinzuhalten, wenn man geschlagen wird, ist eine Akt des gewaltfreien Widerstands und ein Zeichen dafür, dass die Jünger sich ihre Würde auch durch Gewalt nicht nehmen lassen. Der Angreifer, der Widerstand provozieren wollte, blieb beschämt zurück.
Heute tun wir uns schwer mit dem Wort Jesu, denn es scheint sich keiner mehr zu schämen, wenn sein Opfer nicht zurückschlägt. Doch eines sollten wir nicht unterschätzen: Sich schämen zu müssen, ist eines der schmerzlichsten Gefühle, das lange in einem nagt, auch wenn es uncool erscheint, es zuzulassen.
„Von Gott und der Welt", die Kolumne von Michael Chalupka, erscheint jeden Samstag in der Kronenzeitung.