Zynische Begründung für Rücknahme des Flüchtlingsschutzes
Vorbildliche Integration als Abschiebegrund
Abbas* (Name geändert) aus Afghanistan, der ohne Eltern nach Österreich gekommen war, hatte großes Glück.- Er landete in einer Jugendeinrichtung der Diakonie in Oberösterreich, wo ihm die BetreuerInnen Geborgenheit, ein Zuhause und ein Stück Normalität geben konnten. Er war wissbegierig und fleißig, hat rasch und gut Deutsch gelernt und ein weiteres Mal Glück gehabt: Er erhielt subsidiären Schutz, weil ein Rückkehr nach Afghanistan zu gefährlich für ihn wäre.
Die BetreuerInnen unterstützten den ehrgeizigen jungen Mann in seinen Bildungsbemühungen und er schaffte es eine Lehrstelle in einem Restaurant in Linz zu bekommen. Inzwischen ist er erwachsen geworden und nun hat ihn scheinbar das Glück verlassen. Er erhielt einen ganz und gar unglaublichen Bescheid.
Sein subsidiärer Schutz wurde mit folgender zynischen Begründung aberkannt:
„Sie sind volljährig, weshalb Sie uneingeschränkt arbeitsfähig sind. Es ist zudem davon auszugehen, dass Sie in den letzten drei Jahren in Österreich sowohl an Beruf- und Lebenserfahrung als auch an Reife gewonnen haben. Wie sich aus einer Abfrage der ho. Behörde ergibt, besuchten Sie in Österreich Kurse und Lehrgänge, somit können Sie nun auch eine vergleichsweise solide Schulausbildung vorweisen. …..Es ist Ihnen daher zumutbar, bei einer Rückkehr eine Tätigkeit aufzugreifen und selbstständig für Ihren Unterhalt zu sorgen. Es wäre Ihnen auch zumutbar, zumindest anfänglich Ihren Unterhalt mit Hilfe- oder Gelegenheitsarbeiten zu bestreiten. Ihre Anpassungsfähigkeit, Ihre Flexibilität und Ihre Fähigkeit, außerhalb des Familienverbandes zu leben, haben Sie bereits durch Ihre alleinige Reise nach Österreich und Ihr Leben in Österreich bewiesen. Dies zeugt auch von einem hohen Maß an Selbstständigkeit.“
Abbas ist einer von 351 Jugendlichen, die besonderen Integrationswillen gezeigt und in Oberösterreich eine Lehrstelle gefunden haben. Laut Landesrat Rudi Anschober ist ein gutes Drittel dieser Lehrlinge nun von der Abschiebung bedroht.
Prof. Friedrich Schneider von der Johannes Kepler Universität in Linz hat errechnet, dass die Wirtschaft durchschnittlich 77.500 Euro in einen Lehrling investiert. Zählt man die Produktionseffekte dazu entsteht der Wirtschaft im Falle einer Abschiebung pro Lehrling ein Schaden von ca. 100.000 Euro. In einem Land das österreichweit händeringend nach FacharbeiterInnen sucht und in dem dreiviertel der Betriebe mittlerweile Schwierigkeiten haben geeignete Fachkräfte zu finden.
Durch derartig zynische Entscheidungen kann niemand mehr gewinnen. Die Gesellschaft nicht, die Wirtschaft nicht, die HelferInnen nicht und die Flüchtlinge, die in eines der gefährlichsten Länder der Welt abgeschoben werden, am allerwenigsten.
sagte kürzlich die stellvertretende Leiterin des UNHCR Büros in Kabul, Patel Aurvasi bei einem Vortrag in Wien.
Wir sind uns sicher: Diese Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben eine Chance verdient, ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft zu werden.
Wir sind uns sicher: Eine Abschiebung nach Afghanistan bringt niemandem etwas.
Unterstützen auch sie unsere Kampagne #SicherSein – engagiert gegen Abschiebungen nach Afghanistan.