Von Gott und der Welt
Um die Wurst
Aus der Übertretung des Fastengebots können aber auch große Dinge entstehen. So begann 1522 in Zürich die Reformation mit der Wurst. Im Haus des Buchdruckers Christoph Froschauer fand ein demonstratives Wurstessen statt. Mitten in der Fastenzeit – ein veritabler Skandal, der sogar gerichtsanhängig wurde. Der Priester und spätere Reformator Ulrich Zwingli war beim Wurstessen dabei, aß aber selber nichts.
Doch in seiner Predigt verteidigte er die Wurstesser. Zu fasten sei kein biblisches Gebot, vielmehr eines, das sich die Menschen selbst gegeben hätten.
Kurz und einfach gesagt: "Willst du gerne fasten, dann tue es! Willst du dabei auf Fleisch verzichten, dann iss auch kein Fleisch! Lass mir aber dabei dem Christen die freie Wahl!“
Die Rehabilitierung der Wurstesser gilt auch den Schokosündern. Selig wer in Freiheit verzichten kann. Wem aber ein selbst auferlegter Zwang die Süße der Schokolade vergällt, kann sie sich guten Gewissens schmecken lassen.
„Von Gott und der Welt", die Kolumne von Michael Chalupka, erscheint jeden Samstag in der Kronenzeitung.