Von Gott und der Welt
Respekt
Nun könnten, die, die es besser getroffen haben, sich ja freuen und dem Herrgott am Tag dreimal danken für das Glück, das sie erfahren. Manche tun das auch, aber andere ziehen über die her, die vom Schicksal geschlagen sind.
Da wird von Armen als Sozialschmarotzern gesprochen, von Durchschummlern und von Menschen, die es sich in der Hängematte der Mindestsicherung bequem gemacht hätten, obwohl das Leben dort eher einem Nagelbrett gleiche, wie es Judith Pühringer von der Armutskonferenz ausgedrückt hat.
Es geht wohl darum, nicht Schuld zu sein oder sich nicht schuldig zu fühlen am Elend des anderen. Wenn ich sage, der ist selber schuld an seinem Elend, dann muss ich mich nicht schuldig fühlen.
Was aber wenn es gar nicht um Schuld geht, sondern einfach nur um Respekt.
So manches Mal wäre Schweigen schon der Anfang der Hoffnung, wie es im biblischen Buch Hiob heißt: „Dem Armen wird Hoffnung zuteil, und die Bosheit muss ihren Mund zuhalten.“
„Von Gott und der Welt“, die Kolumne von Michael Chalupka, erscheint jeden Samstag in der „Krone".