Von Gott und der Welt
Jesus auf der Flucht
Wobei, wenn man genau hinschaut und nachliest, die Heilige Familie auf der Suche nach einer Unterkunft in Bethlehem nicht auf der Flucht war. Sie folgten, wie jeder, der die Weihnachtsgeschichte im Ohr hat, weiß, dem Gebot des Landpflegers Quirinius, dass jeder sich schätzen ließe. Sie waren auf dem Weg zu einer Volkszählung.
Doch das Flüchtlingsschicksal blieb Josef und Maria und dem Jesuskind nicht erspart. Wie das Evangelium des Matthäus berichtet, mussten sie vor dem Wüten des Königs Herodes nach Ägypten fliehen. Aus der Bibel wissen wir nicht mehr darüber, als dass sie solange in Ägypten blieben, bis ein Engel Josef vom Tod des Herodes berichtet und sie zur Heimkehr auffordert. Unter den Kopten, den Christen Ägyptens, werden allerdings viele Traditionen über die Flucht Jesu bewahrt. 3 Jahre und 11 Monate soll die Flucht gedauert haben. Das einzige, was man ahnen kann, ist, dass sie nicht überall freundlich aufgenommen wurden. Denn die vielen Klöster und Kirchen, die an den Aufenthalt der Heilgen Flüchtlingsfamilie erinnern, sind meist über Höhlen und Grotten außerhalb der Dörfer gebaut.
Aber warum sollte es Gott anders als den Menschen ergangen sein, als er sich entschloss, Mensch zu werden unter den Menschen.
„Von Gott und der Welt", die Kolumne von Michael Chalupka, erscheint jeden Samstag in der Kronenzeitung.