Helenes Dorf ist lebendige Nachbarschaft

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25. Mai 2021
Wie können Wohnquartiere zu lebendigen Nachbarschaften werden? Diese Frage beschäftigt nicht nur Politik und Wohnbauträger, sondern auch die Diakonie. Sozialraumorientierung heißt der Fachbegriff dazu.

In einem besonders interessanten Projekt ist auch das Diakoniewerk an der Nachbarschaftsentwicklung beteiligt. Im Quartier Erlaaer Flur in Wien, wo in den Jahren 2018 und 2019 fast 1200 Wohnungen bezogen wurden, arbeiten mehrere Bauträger mit Expert:innen für Nachbarschaftsentwicklung zusammen. Hier berichten Bewohner:innen, wie sie ihre Nachbarschaft erleben.

Die Wohnumgebung als Nachbarschaft erleben

„Es ist ein wunderbares Gefühl, die eigene Wohnumgebung wirklich als Nachbarschaft zu erleben. Das habe ich Wien davor so nicht gekannt. Hier kann man die Aktivität der anderen spüren“, sagt eine Bewohnerin. Dass sie und viele andere Bewohner:innen jetzt diese Art von Nachbarschaft erleben können, dazu hat auch die professionelle Begleitung beigetragen. Im Zuge dieser Begleitung haben einige Bewohner:innen den Grätzlverein „Helenes Dorf“ (nach dem Namen der Grätzlstraße, dem Helene-Thimig-Weg) gegründet. „Das hausübergeifende Kennenlernen ging durch die Begleitung und die damit verbundenen Angebote viel leichter“, sagen sie.

Weniger Anonymität, mehr Miteinander

Wir haben die engagierten Nachbar:innen gefragt, was für sie lebendige Nachbarschaft bedeutet. „Weniger Anonymität, mehr Miteinander“ lautet die kurze Zusammenfassung, aber auch gemeinsam Spaß haben und sich gegenseitig unterstützen.

Auch wenn Treffen und Feiern pandemiebedingt monatelang war, musste die lebendige Nachbarschaft nicht ganz pausieren, dank der Kreativität der Bewohner:innen. Der Verein „Helenes Dorf“ organisierte  eine Ausstellung mit Fotos, die von den Grätzlbewohner:innen beigesteuert wurden. Die Fotos werden in der „Grätzlgalerie“ an der Glasfront eines Gemeinschaftsraums gezeigt und können von draußen betrachtet werden.

Der Gemeinschaftsgarten als Treffpunkt

Ein Schwerpunkt der Quartiersentwicklung ist Urban Gardening, oder das gemeinsame Garteln im Gemeinschaftsgarten. Hier beackert nicht jede:r ein eigenes Beet, sondern die Gärtner:innen teilen sich die Arbeit und die Ernte solidarisch und selbstorganisiert untereinander auf.

Wozu das Engagement fürs Gemeinsame?

Warum engagieren die Bewohner:innen sich in „Helenes Dorf“ oder in „Helenes Garten“? Auf diese Frage bekommen wir eine ganze Palette von Antworten:

Und wo wird lebendige Nachbarschaft konkret erfahrbar?

„Wir helfen uns immer wieder spontan aus, indem wir z.B. Werkzeuge verborgen, wir tauschen Bücher oder Pflanzen.“ In der Pandemie ist eine gute Nachbarschaft besonders wertvoll. „Wenn ich in Quarantäne bin, weiß ich, dass mich meine Nachbar:innen unterstützen und für mich Besorgungen machen.“

realitylab (Projektleitung), wohnbund:consult, gartenpolylog, Diakoniewerk. Es gibt außerdem Nachbarschaftsentwicklung in den einzelnen Häusern. In einem davon hat das Diakoniewerk diesen Auftrag („Wohnkoordination“).

Der Quartiersname „Erlaaer Flur“ wurde im Vorfeld festgelegt, hat sich aber nie durchgesetzt. Erlaa heißt der Stadtteil, in dem das Quartier liegt. „Helene-Thimig-Weg“ ist die Straße, die für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen alle fünf Häuser erschließt. Diese Straßenbezeichnung hat Eingang in die Eigenbezeichnungen von Chor und Quartiersgarten gefunden.