Von Gott und der Welt
Grant fasten
Doch was für eine schöne Idee. Schon des Morgens im Spiegel, blickt einem ein zwar noch verschlafenes aber neugieriges Gesicht entgegen, das bereit ist den Tag zu entdecken. Im Bus oder in der U-Bahn sitzen dann Menschen, die beim Einsteigen einen kleinen Gruß murmeln, oder einander gar zu lächeln. Was wär das für ein schönes Land.
Meine Freundin Gerhild hat mir erzählt, wie sie die heurige Fastenzeit verbringen will. Sie will Grant fasten. Sie nimmt sich vor: Heute soll ein Tag ohne Grant sein. Zuerst einmal will sie hinschauen und hinhören und irgendetwas Positives bemerken. Nicht zuerst das Negative.
sagt sie.
Bis jetzt hat sie durchgehalten und neben manchem verstörten Blick, ob so viel der Freundlichkeit, auch schon hin und wieder eine Lächeln geerntet. Von Entzugserscheinungen hat sie noch nicht berichtet. Der Grant geht ihr noch nicht ab. Wer weiß, vielleicht finden sich ja noch andere, die Grant fasten möchten. Der Seele des Landes würde solches Fasten ganz sicher gut tun.
„Von Gott und der Welt", die Kolumne von Michael Chalupka, erscheint jeden Samstag in der Kronenzeitung.