Von Gott und der Welt
Der Teufel als Engel
Es gibt Menschen, die kennen ihre Teufel. Der Reformator Martin Luther hat ja bekanntlich auf der Wartburg in Eisenach mit einem Tintenfass nach ihm geworfen und ihn ansonsten in seinem Gedärm lokalisiert.
Die rund 200 Exorzisten der Vereinigung, die der Vatikan nunmehr offiziell anerkannt hat, werden wohl auch wissen, wo genau der Teufel sich versteckt, wenn sie ihm zu Leibe rücken.
Doch im Alltag ist es nicht so leicht, das Böse gleich zu erkennen. Das wusste schon der Apostel Paulus, wenn er schrieb:
Wenn das Böse und Niederträchtige, das Menschenverachtende und Erniedrigende als Lichtgestalt daherkommt und von Gerechtigkeit und Liebe spricht, dann ist es schwer zu erkennen. Wenn das Böse ohne Hörner und Hufe, sondern im schicken Designeranzug daherkommt, dann muss man genauer auf das schauen, was die glitzernden Worte bewirken, ob sie Menschen erniedrigen und gegeneinander ausspielen, oder ob sie dazu verhelfen, dass Menschen miteinander besser auskommen. Dabei zwischen Gut und Böse unterscheiden zu lernen, das ist die Aufgabe, die sich uns stellt. Da helfen auch die besten Exorzisten wenig.
„Von Gott und der Welt", die Kolumne von Michael Chalupka, erscheint jeden Samstag in der Kronenzeitung.